Einst wie heute! Der Wasserpfarrer wurde vor 200 Jahren in Oberschwaben geboren. Bis heute ist seine Hydrotherapie bzw. die Lehre seiner fünf Säulen für die Gesundheit, die Basis des Erfolgs der beiden Gesundheitszentren, Pioniere der TEM in Europa. Bad Kreuzen ist heuer doppelt in Feierlaune. Vor 175 Jahren wurde die „Herzoglich-Coburg’sche Kaltwasseranstalt Kreuzen“ eröffnet.
Die beiden Curhäuser haben zum Anschauen und zum Erwandern Neuigkeiten anlässlich der Gedenkjahre kreiert.
Im Kurpark Bad Mühllacken wird am Ehrentag ein „hölzerner Pfarrer Kneipp“ enthüllt. Aus einer sturmgeschädigten Esche hat der Waldviertler Holzkünstler Martin Vollgruber den Pfarrer aus Wörishofen, der nicht nur seine eigene Tuberkulose, sondern die Beschwerden unzähliger Kranker durch Güsse, Wickel, Bäder und Auflagen geheilt hat, geschnitzt. Zu seiner Linken ein Schaffl mit Wasser und zu seine Rechten sein Buch „Meine Wasserkur“, ebenso aus Eschenholz geschnitzt.
Auch in Bad Kreuzen wird auf dem Kneippweg bei der Wolfsschlucht ab Mitte Juni ebenfalls eine vier Meter hohe Holz-Kneipp-Skulptur von Vollgruber die Wanderer erfreuen.
„Unserer 175-jähriger Wasserkur-Tradition im Ort und dem 200. Geburtstags des Wasserpfarrers zu Ehren wurde auf dem Kneippweg auch der neue Motorikpark ‚Fit & Fun‘ für die ganze Familie mit acht Stationen errichtet. Wandern, Wassertreten im Kempbach, Sporteln und Seele-Baumeln-Lassen ist ab sofort dort möglich“, sagt Dipl. BW Friedrich Kaindlstorfer, Betriebsleiter des Curhauses Bad Kreuzen und GF der CURHAUS Marienschwestern GmbH. Der „Fit & Fun“ Weg ist im Rahmen des Leaderprojekts „175 Jahre Kneippen im Strudengau“ entstanden.
UNESCO Weltkulturerbe
Im Oktober 2020 wurde das Kneippen in die Liste des UNESCO immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Das zeugt davon, wie zeitlos anerkannt die Hydrotherapie ist.
Der Sohn eines einfachen Webers hatte früh den Wunsch zu studieren und Geistlicher zu werden. Die Familie konnte ihn nicht unterstützen, aber ein Kaplan und Botaniker lehrten ihn Latein und brachten ihm Grundzüge der Pflanzenheilkunde bei. 1846 erkrankte Sebastian an Tuberkulose und wurde von den Ärzten als unheilbar aufgegeben. Trotzdem beginnt er in München Theologie zu studieren. Dort fällt Kneipp das Büchlein von Dr. Sigmund Hahn „Unterricht von der Heilkraft des frischen Wassers“ in die Hände, das ihm wohl half, sein Leben zu retten. Im Selbstversuch badete der Student mehrmals wöchentlich ein paar Sekunden lang in der kalten Donau. In Kombination mit Bewegung und Bädern heilte er seine Tuberkulose aus.
1852 wurde Kneipp zum Priester geweiht und kam 1855 nach Wörishofen, wo er 1881 Ortspfarrer wurde. In der Waschküche des Dominikanerinnenklosters behandelte der Pfarrer anfangs vor allem arme Kranke. Seine Erfolge sprachen sich schnell herum, die Hilfesuchenden pilgerten von weit her nach Wörishofen. Kneipps zeichneten Einfachheit, Mitgefühl und G’spür für die Kranken aus. „Er nahm den Menschen in seiner Ganzheit wahr, nicht nur sein Symptom. So bekam jeder Patient individuelle Wasseranwendungen verordnet“, erzählt Kaindlstorfer. Kneipp entwickelte die Wassertherapie weiter und seine fünf Säulen der Hydrotherapie, Heilpflanzen, Ernährung, Bewegung und Lebensordnung sind ein tragendes Grundelement der TEM. 1897 verstarb der Wasserdoktor und Kräuterpfarrer in Wörishofen an einer Tumorerkrankung.
Wie alles begann – Guss-Schwester mit Leib und Seele
Viele verbinden Kneipp mit kaltem Wasser. Kaum jemand weiß, dass von den 140 Wasseranwendungen rund 80 Prozent mit warmem Wasser durchgeführt werden.
Wickel, Güsse, Waschungen und Bäder sind eine Regulations- und Reiztherapie, die über das vegetative Nervensystem auf alle Organsysteme, Immunsystem, Gefäße, Herz-Kreislauf und seelische Gestimmtheit wirkt. „Die Kunst des Kneipp-Arztes ist es, den richtigen Impuls zu setzen“, sagt Michaela Lehmann, Kneipp- und TEM-Ärztin sowie Allgemeinmedizinerin im Curhaus Bad Kreuzen.
Die heutigen Curhäuser und ehemaligen Kneipp-Traditionshäuser der Marienschwestern blicken auf eine 110-jährige Kneipp-Tradition zurück. Begonnen hat die Erfolgsgeschichte mit Sr. Raphaela Freund im Jahr 1911. Die Gründerin des Kneipp-Kurhauses in Aspach, das 2017 geschlossen wurde, konnte als Mädchen von Pfarrer Kneipp von einer lebensgefährlichen Erkrankung geheilt werden. Als ausgebildete Kneipp-Bademeisterin machte es sich die Klosterfrau später zur Lebensaufgabe kranken Menschen zu helfen.
„Optimal wirkt die Hydrotherapie nur, wenn sie präzise nach Vorschrift und mit Liebe ausgeführt wird“, erzählt die 87-jährige Sr. Reintraud Hattmansdorfer, ehemalige Oberin des Curhauses in Bad Kreuzen. 53 Jahre lang war sie mit Leib und Seele als Guss-Schwester tätig.
Aus nah und fern kommen heute Menschen in die Curhäuser ins Mühlviertel. Kneipp-Stammgäste, Gesundheitsbewusste und Fastende nutzen die Kraft des Wassers dort zur Vorsorge und Heilung, denn die fünf Heilaspekte/Säulen des Wasserdoktors sind modern wie vor 150 Jahren. Sie wirken stärkend, harmonisierend und erneuernd auf den gesamten Organismus und helfen dem Leben mehr Jahre in Gesundheit zu schenken!
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