200 Jahre Sebastian Kneipp

Zum runden Geburtstag des Pfarrers und Hydrotherapeuten lädt seine Heimat Ottobeuren zu einer Reise in die Vergangenheit ein.

Es grenzt fast an ein Wunder, dass Hollywood noch nicht angeklopft hat. Denn Ottobeuren hat den Stoff, aus dem Träume gemacht sind. Vor 200 Jahren nahm hier eine Geschichte ihren Anfang, die bis heute in die ganze Welt strahlt: Der arme Webersohn und Hirtenjunge, der alles verliert und dann allen Widrigkeiten zum Trotz zum weltberühmten Wasserdoktor wird – das ist die Karriere von Sebastian Kneipp. Zum runden Geburtstag des Pfarrers lädt seine Heimat nun zu einer Reise in die Vergangenheit ein.

Der Wasserpfarrer
In Stephansried, einem zu Ottobeuren gehörenden kleinen Weiler, erinnert heute ein Denkmal daran, dass Sebastian Kneipp hier am 17. Mai 1821 das Licht der Welt erblickte. Die Vorzeichen dafür, dass die Gegend eines Tages seinen Namen tragen würde, standen damals denkbar schlecht: Kneipp wuchs in armen Verhältnissen auf, musste schon als Kind am Webstuhl sitzen und das Vieh hüten. An seinem zwanzigsten Geburtstag brannte nahezu das ganze Dorf nieder, Kneipp verlor im Feuer all seine Ersparnisse.
Die Katastrophe markiert einen Wendepunkt in Kneipps Leben. Er verließ das Dorf, um sich seinen Herzenswunsch zu erfüllen und Priester zu werden. Doch über all seine Lebens-stationen hinweg blieb er seiner Heimat zeitlebens eng verbunden. Kneipp war stolz auf seine Herkunft, seiner Jugend erinnerte er sich stets „mit größter Freude“, berichtet Alphons vom Rhein in seiner Biografie des Geistlichen.
So muss die Heimatprimiz in der Klosterkirche von Ottobeuren am 24. August 1852 für Sebastian Kneipp ein einschneidendes Lebensereignis gewesen sein. Sein erstes „Heiliges Messopfer“ als Priester konnte der einstige arme Junge vom Dorf in der Basilika feiern, in der er am Tag nach seiner Geburt getauft worden war.
Heute ist die prächtige Klosterkirche nicht nur ein Anziehungspunkt für Kneipp-Pilger und Barock-Liebhaber, durch die international bekannten Ottobeurer Konzerte zieht sie auch Musik-Fans aus aller Welt an.

 

Weltweit anerkannte Gesundheitslehre
Kneipps Primiz fand mit gewaltigem Zulauf statt, wie sein Mitarbeiter Dr. med. Alfred Baumgarten berichtete. Dabei gelangte der Pfarrer erst einige Jahre später zu internationalem Ruhm: Von Bad Wörishofen aus, wo Kneipp ab 1855 lebte und wirkte, trat seine Gesundheitslehre ihren Siegeszug um die Welt an.
Heute können Besucher das anerkannte Naturheilverfahren – seine Entwicklung begann mit Tauchbädern in der eiskalten Donau, mit denen Kneipp seine Tuberkuloseerkrankung während des Theologiestudiums heilte – in und um Ottobeuren unmittelbar erfahren.
Dabei erweitern ab dem Frühjahr zwei neue Glückswege die Gelegenheit, die Kneipp‘sche Philosophie mit maßvoller Bewegung und offenem Bewusstsein hautnah zu erleben: Auf der Glücksheimat-Runde und der Glücksplaneten Tour verschmilzt man mit Natur, Sonnensystem und der beeindruckenden Lebensweise des „Wasserdoktors“.

c Christian Prager


Die 5 Säulen der Kneippschen Gesundheit
Zudem locken beim Wandern, Spazieren und Radfahren Kneipp-Tretbecken am Wegesrand zum erfrischenden Wassertreten (geöffnet ab Mai), während sich im Kneipp-Aktiv-Park in Ottobeuren gleich alle fünf Säulen der Kneipp’schen Lehre wiederfinden: Wasser, Bewegung, Ernährung, Heilkräuter und Balance.
So gibt es unter anderem einen Meditationsgarten für die innere Einkehr, ein klassisches Arm- und Tretbecken und eine „Himmelstreppe“, die zu Ruheplätzen führt. Spaziergänge im
Kurpark stärken Körper, Geist und Seele und so kommt das Gesundheitskonzept von Sebastian Kneipp auch mehr als 120 Jahre nach seinem Tod am 17. Juni 1897 den Bedürfnissen des modernen Menschen mehr entgegen denn je: sich wieder auf sich selbst zu besinnen und bewusster zu leben.

www.ottobeuren.de